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Ferocius

 

Der unverwechselbare Zeichenstil des Chilenen Ferocius ist aus der Erotik-Comic-Szene nicht mehr wegzudenken.

 

Seine Alben sind Gesamtkunstwerke voller Leben; angefüllt mit Dramen und tragischen Komödien - und vor allem mit derben und versauten Sex; oftmals mit Themen am Rande der Legalität.

 

Die schwelgenden Bilder - gemalt mit Aquarellfarben - erzählen von großer Leidenschaft, großen Gefühlen und groß... ...artigen Sexszenen. Außerdem darf bei ihm der Humor nicht zu kurz kommen. Ferocius ist Comiczeichner, Tuscher, Colorist und talentierter Autor in Personalunion.

 

Die Erotik- und Sexszenen lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Doch hinter der Fülle an ausschweifenden Sexfantasien, findet der anspruchsvolle Erotikcomic-Leser auch eine fesselnde Erzählung. Ferocius Alben sind unter anderem in deutscher, englischer, französischer, holländischer und spanischer Sprache veröffentlicht worden. Ständiger "Begleiter" seines Schaffensdranges war das spanische Kiss Comix-Magazin. Zudem sind seine Arbeiten, neben der französischen Ausgabe des Kiss Magazins, auch in der kurzlebigen amerikanischen Variante French Kiss zu bewundern.

 

In French Kiss Ausgabe 13 ist ein zweiseitiges Interview mit Ferocius erschienen, aus dem einige Informationen für diese Vorstellung entnommen wurden.

 

Der in Chile geborene Ferocius heißt mit bürgerlichen Namen Fred Harrison. McFrahap ist nur ein Pseudonym, das aus seiner Jugendzeit übriggeblieben ist. Unter diesem Pseudonym arbeitet er nur noch, wenn er für fremde Autoren arbeitet.
 

1973 verließ Ferocius Chile und ging nach Costa Rica. Dort zeichnete er unter anderem für die Zeitung La Nacion, sowie für El Cancionero Internacional del Caribe. 1981 kehrte er nach Chile zurück und arbeitete fast zehn Jahre für Lintas Worldwide als Werbezeichner. Ab 1990 wandte sich Ferocius wieder den Comic und Illustrationen zu. Es entstanden "Viviana" für Bédé Adult (1991). Darauf folgte "El Dorado" für Bédé X. Beide erschienen noch unter dem Pseudonym McFranap. Ab 1992 begann dann die langjährige Zusammenarbeit mit dem spanischen Magazin Kiss Comix.

 

Seine künstlerischen Vorbilder sind seit seiner Jugend John Prentice, sowie John Spranger (The Saint). Aber die Liste an amerikanischen Vorbildern ist damit nicht zuende. So gefallen ihm auch die Arbeiten von Jim Holdaway, Paul Gillon, Horacio Altuna und Garcia Seijas.

 

Auf die Frage, ob ihn Horacio Altuna vom Zeichenstil sehr beeinflußt hat, findet Ferocius, das er sowohl von Altuna als auch von Robert Fawcett profitiert hat.

 

Für Comics begeistert sich Ferocius seit seinem achten Lebensjahr. Damals gab es das Magazin Okey mit Beiträgen argentinischer und spanischer Zeichner. In den 1950er Jahren hatten Comics noch einen größeren Stellenwert/Einfluß als heute und so freute sich "Klein"-Harrison auf jeden Donnerstag der Woche, wenn das neue Heft zu Hause ankam.

 

Das Pseudonym Ferocius entlieh Harrison aus einem Zitat eines Künstlerkollegen ("I had to be ferocious, as much in drawing as in promotion"). Dieser Kollege bezog sich auf den französischen Künstlerfreund Moebius. Da Ferocius beide Kollegen sehr schätzt, hat er das emotionale Wort "ferocious" für sein Pseudonym gewählt.

 

Als er in Costa Rica lebte, entstanden unter anderem Alben wie "Taboo Flower" und "Sheets to Remember". Das Land und seine Farben inspirierten Ferocius. Die pastellfarbenen Farbkombinationen die er für seine Comics aus dieser Zeit einsetzte "kommen aus den Gärten und den Straßen Costa Ricas".

 

In Costa Rica lernte Ferocius auch seine "blonde und wunderschöne Muse" kennen, die unter dem Namen "Moonlight" in dem ein oder anderen Ferocius-Album auftaucht.

 

Interessant ist sein beruflicher Werdegang. Obwohl er mittlerweile eine professionelle Ausbildung als Zeichner hinter sich hat, wagte Ferocius vor Jahrzehnten einen entscheidenden Schritt, indem er nach rund sieben Jahren das Jura-Studium abbrach, die Aussicht auf eine finanziell abgesicherte Karriere hintenanstellte und sich den Comics verschrieb.

 

Für seine "anatomischen Close-ups" von Geschlechtsorganen, die er gerne in seinen Comic-Alben einbaut, kam ihm zu Gute, das Ferocius in Zuge seines Jura-Studiums in der Gerichtsmedizin arbeitete und dadurch medizinisches Grundwissen aneignete.
Um 1974 fertigte er sogar Detailzeichnungen von Insekten für Forscher an.

 

Obgleich er Sammler von Fotokameras und alten Objektiven ist und diese Erfahrungen in seinen Alben "Eurygraphe" und "Harem" verarbeitete, zeichnet Ferocius ohne fotografische Vorlagen. Fotografien sind nur Inspirationsquelle; mehr nicht. Die Bildinhalte für die Comicseiten werden frei und ohne Hilfsmittel von Ferocius zusammengestellt. Comics sind für ihn eine Art "Pseudokino". Man muß die Darsteller auswählen; die Kulissen zusammenstellen; Licht, Farbe und Bewegung einbringen. Sieht man den Aufwand mit Storyboards, Lichtsetzung, Dramaturgie und Ähnlichem sind die Gemeinsamkeiten der Medien "Comic" und "Kinofilm" fließend.

 

Obwohl Ferocius für die neuen Möglichkeiten wie Computercoloring aufgeschlossen ist, sieht er für seine Arbeiten diese Zeichentechnik nicht. Würden sie ihm doch einen erheblichen Teil des "Spaßes" berauben. "Das wäre wie als wenn man mit einer Frau schlafen will und dazu einen Vibrator mit Fernbedienung benutzen würde. Ich glaube, das durch diese Art des Arbeitens der Künstler viel von seinem "persönlichen Touch" - dem "Charakter seiner Kunst" - verliert".

 

Ferocius Leben ist recht durchorganisiert. So hat der fleißige Künstler strikte Arbeitsstunden für seine Comicarbeiten. An einigen Nachmittagen in der Woche jedoch unterrichtet er Farbenlehre an einer privaten Kunstschule und gibt so sein Wissen interessierten Schülern weiter.

 

Auf die Zukunft angesprochen: "Wenn man die 50 überschritten hat, plant man nicht mehr für die ferne Zukunft, eher für das hier und heute". In letzter Zeit ist es um den Chilenen etwas ruhiger geworden.

 

Am Rande bemerkt:
Eine recht kuriose deutsche Justiz-Geschichte ergab sich um die deutsche Fassung des Ferocius Album "Alkovengeheimnisse"; herausgegeben durch den holländischen Hoffmann Verlag. In den Jahren 1995 bis1999 war das Album in eine Justiz-Posse mit etlichen anderen Comicveröffentlichungen verwickelt. Nach einer "Beschlagnahmungsorgie" die den Alpha Comic Vertrieb hart traf (darunter Spiegelmans "Maus" und Königs "Kondom des Grauens"), blieben nur noch wenige Alben beim letztendlichen Vergleich übrig. War man zuvor von Justizwegen bemüht das Ferocius-Album in die Nähe von Kinderpornografie zu schieben, so störten sich die Richter am Ende nur an einem Panel (das mit der "Penisenthauptung"). Für den Alpha Comic Verlag war die "Justiz-Farce" ein finanzielles Fiasko und bedeute letztendlich das unternehmerische Aus für den ambitionierten Verlag.

2024 sind beim deutschen SR Verlag (= Stephan Riedl) vier Übersetzungen herausgekommen: "Eurygraphe", "Flor Tabú", "Butterfly", "Milwaukee". Die Alben sind über Ebay zu finden. (1)

 

Veröffentlichungen/Publications (Auswahl/Selection):
- Alkovengeheimnisse (engl. - Intimate Memorie)
- Butterfly - Boarding School for Girls
- Contacts
- El Dorado (gezeichnet unter Pseudonym "McFrahap")
- Eurygraphe (spanisch "candid, objectivo indiscreto")

- Candid
- Forbidden Flower (franz. "Fleur taboue")
- Free as a Bird (franz. "Air Libre")
- Hydroll (Kurzgeschichte)
- Milwaukee

- Talisman

- Sesumi
- Harem
- Kalimastro
- Pearl (französisch "Nacar")
- Send in your Coupon (franz. "remplis ton coupon")
- The Collage of Erotic Sciences
- Secret Life of a Cartoonist (engl./franz. "Rainbow")
- Viviana (gezeichnet unter Pseudonym "McFrahap")

 

Links:

- Ferociuscomics Blog

 

Quellen:
(1)
Jan

This translation is unedited!

 

Ferocius

 

The unmistakable style of the Chilean Ferocius is an integral part of the erotic comic scene.

 

His albums are a total work of art full of life; filled with dramas and tragic comedies - and above all with rough and dirty sex; often with themes on the verge of legality.

 

Furthermore, he should not miss out on humour. Ferocius is a comic-strip artist, inker, colorist and talented author in personal union.

 

The erotic and sex scenes leave nothing to be desired in clarity. But behind the abundance of voluptuous sex fantasies, the discerning erotic comic strip reader also finds a captivating narrative. Ferocius albums have been published in German, English, French, Dutch, Spanish and other languages. The Spanish Kiss Comix magazine was a constant "companion" to his creative drive. In addition to the French edition of Kiss Magazine, his work can also be admired in the short-lived American version French Kiss.

 

In French Kiss Issue 13, a two-page interview with Ferocius has been published, from which some information for this performance has been taken.

 

Born in Chile, Ferocius is called Fred Harrison by his real name. McFrahap is just a pseudonym left over from his youth. He only works under this pseudonym if he works for foreign authors.

 

In 1973 Ferocius left Chile and went to Costa Rica. There he drew for the newspaper La Nacion, as well as for El Cancionero Internacional del Caribe. In 1981 he returned to Chile and worked for almost ten years for Lintas Worldwide as an advertising artist. From 1990 onwards Ferocius turned back to comics and illustrations. Viviana" for Bédé Adult (1991) was created. This was followed by "El Dorado" for Bédé X. Both were published under the pseudonym McFranap. From 1992 onwards, the long-standing cooperation with the Spanish magazine Kiss Comix began.

 

Since his youth John Prentice and John Spranger (The Saint) have been his artistic models. But the list of American role models is not over. He also liked the works of Jim Holdaway, Paul Gillon, Horacio Altuna and Garcia Seijas.

 

When asked if Horacio Altuna had influenced him very much by the drawing style, Ferocius finds that he profited from both Altuna and Robert Fawcett.

 

Ferocius has been enthusiastic about comics since he was eight years old. At that time, the magazine Okey was published with contributions by Argentinean and Spanish illustrators. In the 1950s, comics had a greater importance/impact than today and so "Klein"-Harrison was looking forward to every Thursday of the week when the new issue arrived at home.

 

Harrison borrowed the pseudonym Ferocius from a quotation from an artist colleague ("I had to be ferocious, as much in drawing as in promotion"). This colleague referred to the French artist friend Moebius. Since Ferocius appreciates both colleagues, he chose the emotional word "ferocious" for his pseudonym.

 

When he lived in Costa Rica, he made albums like "Taboo Flower" and "Sheets to Remember". The country and its colours inspired Ferocius. The pastel-coloured colour combinations he used for his comics from this period "come from the gardens and streets of Costa Rica".

 

In Costa Rica, Ferocius also got to know his "blonde and beautiful muse", who appears under the name of "Moonlight" in one or two Ferocius albums.

 

His professional career is interesting. Although he has meanwhile completed his professional training as a artist, decades ago Ferocius dared to take a decisive step by breaking off his law studies after seven years, putting the prospect of a financially secure career behind him and dedicating himself to comics.

 

For his anatomical close-ups of genital organs, which he likes to incorporate into his comic albums, Ferocius benefited from the fact that he worked in forensic medicine during his law studies and thus acquired basic medical knowledge.

Around 1974, he even made detailed drawings of insects for researchers.

 

Although he is a collector of photographic cameras and old lenses, Ferocius draws without photographic models, and has used this experience in his albums "Eurygraphe" and "Harem". Photographs are only a source of inspiration; that's all. The image content for the comic pages is freely compiled by Ferocius without any tools. Comics are for him a kind of "pseudokino". You have to select the actors; assemble the scenery; bring in light, colour and movement. If you look at the effort with storyboards, lighting, dramaturgy and the like, the commonalities of the media "comic" and "feature film" are fluid.

 

Although Ferocius is open to new possibilities such as computer coloring, he does not see this drawing technique in his work. That would spoil his fun! "It would be like wanting to sleep with a woman using a vibrator with remote control. I believe that through this kind of work the artist loses much of his "personal touch" - the "character of his art".

 

Ferocius' life is quite organized. The diligent artist has strict working hours for his comic works. However, on a few afternoons a week he teaches color theory at a private art school and passes his knowledge on to interested students.

 

When asked about the future:"If you have crossed the 50, you are no longer planning for the distant future, but rather for the future here and now". Recently things have become a little quieter around the Chilean.

 

Notice by the way:

A rather curious German justice history resulted from the German version of the Ferocius album "Alkovengeheimnisse", published by the Dutch Hoffmann Verlag. Between 1995 and 1999, the album was involved in a Justice posse with several other comic book releases. After an "seizure orgy" that hit the alpha comic distribution hard (including Spiegelman's "Maus" and König's "Kondom des Grauens"), only a few albums remained in the final comparison. If one had previously tried to push the Ferocius album into the vicinity of child pornography, the judges were only disturbed by a panel at the end (the one with the "penis decapitation"). For Alpha Comic Verlag, this "Mockery of Justice" was a financial fiasco and ultimately meant the entrepreneurial end for this ambitious publisher.

Eher selten für Ferocius "nur" in schwarz-weiß zu arbeiten. So aber geschehen beim 1997 erschienenen Album Candid.

Dieser Band erschien auch in deutscher Sprache beim Schwarzer Turm Verlag unter dem Label "Blue Tower".
Z
u beziehen zum Beispiel im Freubeutershop.

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